Polymyalgia rheumatica
Die Polymyalgia rheumatica ist eine entzündlich-rheumatische Erkrankung, die meistens erst nach dem 50. Lebensjahr auftritt. Patienten mit Polymyalgia rheumatica haben typischerweise beidseitige Schulterschmerzen, verbunden mit einer Steifigkeit und Schwäche der Muskulatur. Häufig bestehen auch Schmerzen der Nackenmuskulatur, der Oberarmmuskulatur, der Gesäßmuskulatur und der Oberschenkel. Die Beschwerden treten schon frühmorgens, teilweise auch nachts auf. Zum Teil sind die Patienten so eingeschränkt, dass es Ihnen morgens schwer möglich ist, die Arme über die Horizontale zu heben und tägliche Verrichtungen, wie z.B. Zähneputzen oder Kämmen, fallen ihnen schwer. Auch in die Hocke gehen bzw. vom Stuhl aufstehen, kann aufgrund zunehmender Kraftlosigkeit und Schmerzen in der Oberschenkel- und Beckenmuskulatur fast unmöglich sein. Typischerweise finden sich im Labor erhöhte Entzündungswerte, wobei das Fehlen von entzündlichen Laborveränderungen eine Polymyalgie nicht ausschließt. Manche Patienten klagen über Gewichtsverlust, allgemeines Krankheitsgefühl, vermehrtes Schwitzen auch nachts sowie Temperaturerhöhungen. Bei Patienten mit hoher Entzündungsaktivität im Labor sowie stärkeren Allgemeinsymptomen wie Fieber und Gewichtsverlust sollte unbedingt an das Vorliegen einer Arteriitis temporalis gedacht werden. Bei der Arteriitis temporalis handelt es sich um eine Gefäßentzündung, die vor allem die den Kopf versorgenden Gefäße betreffen können. Die Patienten berichten häufig über Kopfschmerzen, teilweise kann die Arterie der Schläfenregion verhärtet und sehr druckschmerzhaft getastet werden. Ein Teil der Patienten entwickelt auch Sehstörungen, was immer als Zeichen einer Beteiligung der das Auge versorgenden Arterie gewertet werden muss.
Patienten mit Polymyalgia rheumatica, die starke Kopfschmerzen, Sehstörungen sowie auch z.T. Schmerzen beim Kauen entwickeln, sollten umgehend ihren Arzt aufsuchen, da in diesem Falle schnell eine Therapie mit Kortison begonnen werden muss, um der Entzündung der Gefäße entgegenzuwirken. Unbehandelt können eine Erblindung eines Auges, hervorgerufen durch einen Verschluss der zentralen Augenarterien oder auch ein Schlaganfall, auftreten.
Neben der Polymyalgia rheumatica gibt es noch eine Reihe weiterer rheumatologischer und internistischer Erkrankungen, die mit Muskelschmerzen, Schwäche, Muskelsteifigkeit sowie entzündlichen Veränderungen im Labor einhergehen und somit diesem Krankheitsbild ähnlich sein können. Es ist deshalb vor Therapiebeginn eine rheumatologische Diagnostik anzustreben, um andere Ursachen auszuschließen.
Therapie
Patienten mit Polymyalgia rheumatica sprechen sehr gut auf eine Kortisontherapie an. In der Regel wird eine Therapie mit 15 bis 20 mg täglich begonnen und dann über einen Zeitraum von mehreren Monaten verabreicht, wobei die Dosis abhängig von der klinischen Aktivität und von der Entzündungsaktivität im Labor langsam reduziert wird. In der Regel wird eine ca. 12-monatige Therapie mit Kortison durchgeführt, wobei initial die Kortisondosis um 2,5 mg Prednison pro Monat reduziert wird, ab einer Dosis von 10 mg dann jeweils um 1 mg pro Monat.
Bei Patienten, die auf eine Kortisontherapie nicht gut ansprechen bzw. höhere Kortisondosen benötigen, können zusätzlich Basismedikamente, wie z.B. Methotrexat oder auch Quensyl, zum Einsatz kommen. Studien mit dem Biologikum Tocilizumab (zugelassen für die rheumatoide Arthritis und die Riesenzellarteriitis, A. temporalis) zeigen hoffnungsvolle Ergebnisse, allerdings ist das Medikament teuer und für die Polymyalgia rheumatica noch nicht zugelassen.
Priv. Doz. Dr. Bernhard Heilig
Praxis für Rheumatologie und Klinische Immunologie
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